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Einsamkeit: Symptome, Ursache und Hilfe

Ist von Einsamkeit die Rede, denken viele Menschen an Eigenbrötler, introvertierte und zurückgezogene Personen. Zwar ist die Abgeschiedenheit und das Fehlen von sozialen Kontakten eine Art der Einsamkeit, allerdings gibt es zahlreiche Unter-Arten. Auch müssen die Begriffe Einsamkeit und Alleinsein getrennt betrachtet werden. Es gibt zahlreiche Menschen, die sehr gerne alleine sind und sich dabei keineswegs einsam fühlen. Viele tanken neue Kraft und Energie während einer Phase des Alleinseins und konzentrieren sich dabei vollkommen auf sich selbst. 

Bei dauerhaftem Alleinsein kann jedoch Einsamkeit als Folge entstehen. Im Gegensatz zum Alleinsein ist Einsamkeit eine negative Emotion. Menschen, die sich einsam fühlen, sind in der Regel unglücklich mit der Situation und können auf Dauer sogar krank werden.

Verschiedene Phasen der Einsamkeit

In der Wissenschaft wird die Einsamkeit in drei unterschiedliche Phasen eingeteilt:

  • Phase 1: Kurzfristige Einsamkeit
  • Phase 2: Beginnende Isolation
  • Phase 3: Andauernde Einsamkeit

Phase 1 - Kurzfristige Einsamkeit

Die erste Phase der Einsamkeit basiert oft auf einschneidenden Veränderungen im Leben. Als Veränderung kann ein Umzug in eine fremde Stadt, aber auch der Verlust des Arbeitsplatzes oder eine Trennung in Frage kommen. Bei den meisten Betroffenen legt sich die Phase der Einsamkeit nach relativ kurzer Zeit wieder. In der neuen Stadt werden neue Bekanntschaften geknüpft, nach der Kündigung ist ein Jobwechsel möglich und nach einer Trennung schauen viele positiv nach vorne.

Charakteristisch für diese erste Phase ist, dass sich die Betroffenen einsam fühlen, aber nicht seelisch oder körperlich darunter leiden.

Phase 2 - Beginnende Isolation

Werden keine neuen Freunde nach einem Umzug gefunden und bleiben neue Kontakte aus, entsteht Phase 2 der Einsamkeit. Das Gefühl, einsam zu sein, wird verstärkt und nimmt einen größeren Raum ein. Auswirkungen werden im Alltag deutlich. Die Betroffenen ziehen sich oft weiter zurück, vermissen den Austausch mit anderen und das Gefühl der Liebe und Geborgenheit. Der Übergang von Phase 1 zu Phase 2 ist meistens schleichend. Trotz dem Gefühl der Einsamkeit fühlen sich die betroffenen Personen in der Gegenwart anderer Menschen wie etwa Kollegen nicht mehr Wohl und kapseln sich ab. Die anderen interpretieren dieses Verhalten als abweisend oder Desinteresse, wodurch die Situation verstärkt wird.

Phase 3 - Andauernde Einsamkeit

In der dritten Phase wurde die Einsamkeit chronisch, die Isolation ist zu einem Dauerzustand geworden. Währen dieser Phase leiden die Betroffenen unter einem großen seelischen und psychischen Druck. Die Einsamkeit führt in einen Teufelskreis aus Einsamkeit, wodurch ein weiterer Rückzug aus dem Alltag und schließlich ein kompletter Ausschluss aus dem sozialen Leben erfolgen. Das Selbstbewusstsein geht verloren und die Selbstzweifel wachsen. Letztendlich sind sich die Betroffenen sicher, dass andere Menschen keinen Kontakt mehr wünschen. Sie trauen sich keinen Kontakt mit anderen Personen mehr zu und leben komplett zurückgezogen in ihrer eigenen Welt.

Typische Symptome der Einsamkeit

Einsamkeit ist gekennzeichnet durch einige typische Symptome. Hierzu zählt das Gefühl der Verlassenheit, der Isolation oder das Gefühl des Ausgegrenzt-sein. Betroffene beschreiben das Gefühl der Einsamkeit als große Leere, welche sich anfühlt, als ob sie einen von innen auffrisst. Selbst in einer großen Menschenmenge oder umgeben von der Familie fühlen sich einsame Menschen im Stich gelassen und alleine. Häufig drehen sich die Gedanken bei Einsamkeit um folgende Themen:

  • Ich werde von anderen nicht gemocht
  • Keiner möchte mit mir reden oder mit mir zusammen sein
  • Ich gehöre nie wirklich dazu
  • Ich habe es nicht verdient, dazu zu gehören

Neben diesen Gedanken spiegelt sich Einsamkeit auch in körperlichen Symptomen wieder. Typische körperliche Anzeichen sind beispielsweise Schlafprobleme, ein hoher Blutdruck, Herz-Kreislauf Erkrankungen, Appetitlosigkeit und das konstante Gefühl eines unangenehmen Zustands. Die Gesundheit leidet, im schlimmsten Fall können Betroffene eine Depression erleiden.

Ursachen für Einsamkeit

Einsamkeit kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden. Mögliche Ursachen können unter anderem fehlende soziale Kontakte und Freunde sein.

Ein wesentlicher Bestandteil der Einsamkeit wird jedoch durch die eigenen Gedanken und innere Einstellung geprägt. Fehlendes Selbstbewusstsein und ein mangelndes Selbstwertgefühl fördern das negative Gefühl zusätzlich.

Dabei gilt es zu beachten, dass Einsamkeit auch auftreten kann, wenn...

  • man verheiratet ist
  • ein Beruf ausgeübt ist und täglich Kolleginnen und Kollegen getroffen werden
  • eine Familie und Kinder vorhanden sind
  • Betroffene von anderen gemocht werden
  • man jung ist

Negative Gedanken

Typisch für einsame Menschen ist beispielsweise die Denkweise, dass sie nicht liebenswert genug sind, um sich mit ihnen abzugeben und dass sie sowieso abgelehnt werden. In den eigenen Augen wirken sie auf andere langweilig und unattraktiv.

Je mehr die betroffenen Personen zweifeln und sich in Gedanken verstricken, wieso sie einsam sind, umso schlimmer werden die Situation und die Auswirkungen der Einsamkeit. Sofern diese Gefühle nur von kurzer Dauer sind, sollten Sie sich noch keine allzu großen Sorgen machen. Jeder fühlt sich hin und wieder einsam. Erst, wenn die Einsamkeit anhält und für dauerhafte negative Gedanken sorgt, sollten Sie handeln.

Wegfall von Familie und Freunden im Alter

Eine weitere Ursache für Einsamkeit kann schlichtweg das Alter sein. Eltern und Familie, Freunde sowie andere Weggefährten gehen entweder andere Wege oder sind bereits gestorben. Daher ist es nicht unverständlich, dass bei einer Umfrage viele Menschen Angst haben, im Alter alleine dazustehen und zu vereinsamen. Ältere Menschen können in ein Loch aus Einsamkeit und Isolation fallen.

Einsamkeitsgefühle durch die Corona Krise

Bedingt durch die Corona Krise und damit verbundenen Einschränkungen wie Ausgangssperren wurde bei vielen Menschen das Gefühl der Einsamkeit verstärkt. Das Leben spielte sich vermehrt zu Hause ab, die Gesellschaft von anderen war über einen langen Zeitraum nur eingeschränkt bis gar nicht möglich. Ein gemeinsames Essen mit Freunden, Feiertage gemeinsam verbringen und weitere Aktivitäten fehlten plötzlich. Häufig kamen weitere Faktoren wie etwa die Angst vor Arbeitslosigkeit hinzu.

Arbeitslosigkeit

Der Verlust der Arbeit kann ebenfalls einen Weg in die Einsamkeit bedeuten. Wird kein neuer Job gefunden, erhöht das fehlende Einkommen die schlechte Ausgangsposition zusätzlich. Geld für Aktivitäten wie Essen gehen oder teure Ausflüge ist plötzlich nicht mehr vorhanden. Auch die Scham, keine Arbeit mehr zu haben, drängt viele Menschen in die Einsamkeit.

Tipps und Wege aus der Einsamkeit

Einsamkeit muss kein Dauerzustand sein. Es gibt viele unterschiedliche Möglichkeite, die Einsamkeit zu beenden.

Mitgliedschaft in einem Verein

Eine Mitgliedschaft in einem Verein ist etwas naheliegendes, um mit neuen Menschen in Kontakt zu kommen. Durch die Vielzahl unterschiedlicher Vereine ist für fast jede Interessensgruppe etwas Passendes dabei. In der Regel entsteht schnell ein Gruppen-Gefühl und durch die Regelmäßigkeit der Treffen ist ein erster Schritt aus der ständigen Einsamkeit geschafft. Im Idealfall entstehen neue Freundschaften, welche außerhalb der Vereinsaktivitäten fortgeführt werden können.

Ehrenamtliche Tätigkeiten

Ehrenamtliches Engagement ist eine weitere Option, neue Kontakte zu knüpfen. Zusätzlich entsteht das positive Gefühl, gebraucht zu werden und nützlich zu sein. Je nach Bereich sind einmalige, aber auch langfristige Tätigkeiten in einer Gruppe möglich.

Bestehende Beziehungen auffrischen

Häufig schlafen Beziehungen und Freundschaften über die Zeit ein. Studium, Beruf oder der Umzug in eine andere Stadt lassen den Kontakt häufig abbrechen. Dabei hat die Funkstille nichts mit der Persönlichkeit, sondern mit dem Stress und Alltag zu tun, mit welchem etliche Menschen heutzutage jonglieren müssen.

Machen Sie den ersten Schritt und nehmen Sie Kontakt mit alten Bekannten und Freunden wieder auf. Sie werden feststellen, dass sich Freundschaften auch über Jahre ohne Kontakt halten können. Umso interessanter ist es, sich nach dieser langen Zeit austauschen zu können.

Geben Sie sich keine Schuld

Eine wichtige Erkenntnis im Zusammenhang mit der Einsamkeit ist das Bewusstsein, dass es nicht Ihre Schuld ist, dass Sie aktuell alleine und einsam sind. Die Situation ändert sich nicht, indem Sie die Schuld bei sich selbst suchen. Das Empfinden der Einsamkeit bedeutet keinesfalls, dass Sie weniger liebenswert sind, etwas falsch gemacht haben oder es nicht verdient haben, Freunde zu haben. Machen Sie sich keine Vorwürfe, sondern überlegen Sie, wie Sie neue Kontakte knüpfen können.

Holen Sie sich Unterstützung

Es ist nicht schlimm, sich einsam zu fühlen. Vielen anderen Menschen geht es genauso. Daher gibt es zahlreiche Angebote, bei denen Sie sich Unterstützung holen können. Auch anonyme Telefonberatungen wie etwa die Telefon Seelsorge sind mögliche Anlaufstellen, bei denen Sie sich melden und Rat einholen können.

Shiften Sie Ihr persönliches Mindset

Eine Schlüsselrolle im Zusammenhang mit der Einsamkeit spielen die eigenen Gedanken. Ein positives Mindset kann die komplette bisherige Denkweise beeinflussen. Notieren Sie sich beispielsweise zehn positive Eigenschaften von Ihnen auf einen kleinen Zettel und kleben Sie diesen an Ihren Spiegel im Badezimmer. Lesen Sie sich diese Eigenschaften jeden Morgen und Abend durch. Vielleicht fühlt sich das Ganze am Anfang etwas seltsam an, aber Sie werden feststellen, dass sich nach und nach etwas positiver denken werden.

Um die eigenen Gedanken vom negativen ins positive Denken zu wandeln, können Sie sich professionelle Unterstützung suchen. Mit einem Psychotherapeuten an Ihrer Seite werden Sie feststellen, dass viel mehr in Ihnen steckt, als Sie bisher angenommen haben. Das neu gewonnene Selbstwertgefühl öffnet Ihnen Türe, neue Kontakte zu knüpfen und auf andere Menschen zuzugehen.

Einsamkeit muss kein Dauerzustand sein

Auch wenn Sie sich im Moment einsam und von der Welt im Stich gelassen fühlen, muss das kein Dauerzustand sein. Der wichtigste Schritt, um aus der Einsamkeit zu entfliehen, liegt in Ihrer eigenen Denkweise. Lernen Sie Ihre Stärken neu kennen und hören Sie auf, sich selbst die Schuld an der aktuellen Lage zu geben. Falls Sie alleine nicht genügend Kraft und Energie haben, holen Sie sich Hilfe. Eine Psychotherapie kann Sie dabei unterstützen, einen neuen Blickwinkel und neue Lebensfreude zu gewinnen. Mit diesen Einstellungen werden Sie feststellen, dass die Zeit der Einsamkeit beendet wird, sich Ihr Wohlbefinden steigert und Sie positiv nach vorne blicken können.

Fotos: https://pixabay.com/de/ & Henrike Ortwein

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