Die Familienaufstellung gilt als Methode im Bereich der systemischen Therapie oder Familientherapie. Dabei werden einzelne oder auch mehrere Personen in einem Raum platziert, um das Beziehungsgeflecht sichtbar zu machen.
Der Klient kann die Personen so aufstellen, wie es für ihn sinnvoll erscheint und wie er die Beziehungen untereinander empfindet und erlebt. Auch für sich selbst wird ein Stellvertreter ernannt und aufgestellt.
Eine Familienaufstellung dauert in der Regel zwischen einer und zwei Stunden. Dabei sind die Vorgespräche und ein eventuelles Erstellen eines Genogramms nicht mit einberechnet.
Der Ablauf einer systemischen Gruppen-Aufstellung
Je nachdem, welche Methode und Schwerpunkte beim Familienaufstellen gewählt werden, kann es leichte Variationen im Ablauf geben.
1. Die Vorbereitung
Wenn Sie eine Familienaufstellung durchführen lassen möchten, ist es sinnvoll, sich darauf vorzubereiten. Überlegen Sie, welche konkreten Themen und Fragen Sie gerne klären und worauf Sie eine Antwort erhalten möchten.
Mögliche Fragestellungen sind:
Auf jeden Fall sollte ein Vorgespräch stattfinden, in welchem diese Fragen bereits angesprochen wurden, damit am Tag der Aufstellung feststeht, welche relevanten Personen benötigt werden.
Am Tag der Aufstellung wird zunächst geklärt, welche Mitglieder und Stellvertreter für die Aufstellung benötigt werden. Für jede benötigte Person, auch für die eigene, wird ein Stellvertreter benannt. Auch für bestimmte Situationen und abstrakte Elemente können Repräsentanten aufgestellt werden.
2. Positionieren der Stellvertreter
Die Stellvertreter werden zu Beginn der Aufstellung intuitiv durch den Klienten im Raum positioniert. Derjenige, in dessen Auftrag die Aufstellung durchgeführt wird, kann also nach eigenem subjektivem Empfinden die Platzierung der Teilnehmer durchführen.
Nachdem alle beteiligten Personen platziert wurden, werden diese nach ihrer Wahrnehmung und nach ihrem Empfinden befragt. Oft ergeben sich hieraus schon erste Rückschlüsse und Erkenntnisse.
3. Verändern der Positionen
Im nächsten Schritt verändert der Coach oder Therapeut einzelne Positionen der Stellvertreter. Dabei werden die Auswirkungen beobachtet, die diese Veränderung bewirkt. Der Klient selbst beobachtet das Geschehen von außen. Je nach Methode können die Stellvertreter selbst die Position verändern oder vom Klienten umplatziert werden, bis ein stimmiges Bild vorhanden ist.
4. Beenden der Aufstellung
Am Ende der Familienaufstellung werden die einzelnen Stellvertreter aus der ihnen zugeteilten Rolle entlassen und mit dem eigenen Namen verabschiedet.

Ablauf einer Einzelaufstellung und imaginativen Aufstellungen
Eine Familienaufstellung kann auch als Einzelaufstellung erfolgen. Dabei dienen verschiedene Aufstellungsfiguren oder Bodenanker in Form von bunten Blättern, Kissen oder beispielsweise Tüchern als Repräsentanten.
Auch der Einsatz von einem Systembrett ist eine gängige Variante bei der Aufstellungsarbeit im Rahmen einer Psychotherapie.
Eine Einzelaufstellung bietet den Vorteil, dass sie nicht nur vor Ort, sondern auch per Skype, Zoom oder ähnlichen technischen Hilfsmitteln durchgeführt werden kann. Vor allem während der Corona Krise war es sehr hilfreich, dass einige Psychotherapeuten und Berater eine digitale oder telefonische Aufstellung angeboten haben. Auch wenn eine Fragestellung während einer Sitzung dringend behandelt werden sollte und die entsprechenden Personen nicht anwesend sind, eignet sich eine imaginative Aufstellung.
Der Klient stellt sich bei dieser Variante selbst an die entsprechenden Stellen und kann dort die Gefühle, Gedanken und körperliche Reaktionen erspüren und formulieren, was an diesem Platz empfunden wird. Von dieser Beobachter-Position ist er in der Lage, mögliche Lösungen zu formulieren und der entsprechenden Person gedanklich zu übermitteln.
Das Vorgehen einer Aufstellung nach Bert Hellinger
Der Buchautor, Psychoanalytiker und Familientherapeut Bert Hellinger (1925 – 2019) nutzte meist große Bühnen, um eine Aufstellung dramatisch in Szene zu setzen. Er holte dabei in der Regel eine Person aus dem Publikum, welche ein persönliches Problem lösen möchte. Hellinger beginnt mit verschiedenen Fragestellungen und versucht, Familienmitglieder, welche wenig beachtet werden, ausfindig zu machen. Dabei kann es sich um einen Ex-Partner, ein verstorbenes Kind oder den im Krieg gefallenen Großvater handeln.
Bereits nach kurzer Zeit stellt Hellinger seine Diagnose, die mitunter recht drastisch ausfallen kann. So können beispielsweise Verknüpfungen von Trennungen und Krankheiten wie Krebs als Strafe angesehen werden.
Die "Stellvertreterwahrnehmung"
Im nächsten Schritt folgt die eigentliche Aufstellung. Hierfür werden freiwillige Personen aus dem Publikum gesucht, welche als Stellvertreter im Raum platziert werden. Hellinger befragt die Stellvertreter nach ihren Empfindungen. Oft kommt es dabei zu starken Gefühlsausbrüchen der Stellvertreter. Weinen, schreien bis hin zur Ohnmacht sind mögliche Reaktionen, die bei den Stellvertretern erzielt werden. Hellinger bezeichnet diese Gefühle als „Stellvertreterwahrnehmung“. Diese Wahrnehmungen basieren auf dem sogenannten „wissenden Feld“, da der Stellvertreter aufgrund seiner Position Zugang zu den Gefühlen und Gedanken der Person aufbauen kann, welche er repräsentiert. Dabei ist es unabhängig, ob dieses Familienmitglied bereits gestorben ist oder noch lebt.
"Heilende Sätze"
Abschließend stellt Hellinger die Stellvertreter so lange um, bis diese sich besser fühlen. Die Person, welche Rat sucht, muss nun „heilende Sätze“ aussprechen und vor allem die Familienmitglieder berücksichtigen, welche als ausgeschlossen oder wenig beachtet identifiziert worden sind. Die heilenden Sätze dienen als Versöhnung und um Verzeihung zu bitten.
Kritik an Hellingers Methode
Teilweise wurde das Familienstellen nach Heller stark kritisiert, da teilweise rigorose Vorgehensweisen eingesetzt wurden, welche vor allem labile Menschen zusätzlich zu ihren Problemen belastet. Außerdem fehlt die Einbindung der Aufstellung in eine Therapie und die Möglichkeit, sich mit dem Therapeuten auszutauschen.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) hat sich 2003 von Hellingers Methode distanziert. Kritikpunkte sind unter anderem
Organisationsaufstellung – eine Sonderform
Eine weitere Variante im Bereich der Aufstellungsarbeit ist die Organisationsaufstellung. Vor allem in den letzten Jahren hat diese Variante der Aufstellung immer mehr an Bedeutung gewonnen. Thema bei dieser Art der Aufstellung können Mobbing, Schwierigkeiten im Unternehmen oder Konflikte mit Kollegen oder Vorgesetzten sein.
Ziel ist es, Dynamiken im beruflichen Umfeld sichtbar zu machen und daraus Lösungsansätze für problematische Konstellationen oder berufliche Entscheidungen zu gewinnen.
Familienaufstellung: Kosten
Die Kosten einer Aufstellung variieren je Anbieter. Normalerweise ist mit Kosten zwischen 80 bis zu 150 Euro zu rechnen. Hier kommt es unter anderem darauf an, ob die Aufstellung in der Gruppe erfolgt, es eine Einzelaufstellung ist und ob es sich um ein Seminar oder eine einmalige Sitzung handelt.
Generell werden Familienaufstellungen nicht als Kassenleistung bei der Krankenkasse eingestuft. Dennoch sollten Sie sich im Vorfeld informieren, ob ein Zuschuss möglich ist. Außerdem können Therapieleistungen als außergewöhnliche Belastung in der Steuererklärung angegeben werden, Beratungen lassen sich als Werbekosten steuerlich absetzen.
Wer darf eine Familienaufstellung durchführen?
Bei der Auswahl des Coaches oder Therapeuten, welcher die Aufstellung durchführt, sind eine fundierte Ausbildung sowie Praxiserfahrung wichtig. Allerdings gibt es keine definierten und vorgeschriebenen Ausbildungsrichtlinien für den Bereich der Systemaufstellung. Umso schwieriger ist es, einen geeigneten Anbieter zu finden.
Achten Sie bei der Auswahl darauf, ob eine Qualifikation im Bereich Psychologie vorhanden ist. Das kann beispielsweise als Heilpraktiker für Psychotherapie, Arzt für Psychiatrie oder Psychotherapeut der Fall sein. Somit können Sie davon ausgehen, dass der Aufstellungsleiter mit den Grundregeln der Psychotherapie vertraut ist.
Bei einer systemischen Aufstellung sollten neben Erfahrungen bei der Aufstellungsarbeit außerdem Kenntnisse im Bereich systemische Therapie oder Beratung vorhanden sein.
Ideal ist es, wenn eine Ausbildung als Aufsteller nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Systemaufstellungen (DGfS) nachgewiesen werden kann. Dadurch können Sie sicher sein, dass Qualitätsstandards und eine mindestens Grundausbildung vorhanden sind.