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Sterneneltern: Wie Sie nach einer Fehlgeburt Trauer & Trauma verarbeiten

"Tschüss, mein wunderschönes Königskind, so lieb und so gelassen, Deine Wärme strahlt so lieb und so tapfer, bis plötzlich die Sonne verschwand."

- Aus einer Todesanzeige eines 2 Wochen alten Jungen namens Austin, (aus "Trauer erschließen - Eine Tafel der Gezeiten" von Ruthmarijke Smeding, S. 22)

Plötzlich ist alles anders - ich finde keine Worte für den Schmerz - wenn ein Teil von dir plötzlich stirbt, das Schicksal deinem Leben den Boden unter den Füßen wegreißt und du tiefer fällst als jemals zuvor. Wenn ein Kind zu früh gehen musste, hinterlässt es eine große Leere - einen leeren Platz am Tisch, auf dem Familienfoto und im Herzen der Sternenzelten, Geschwisterkinder und Angehörigen. Weiterleben ohne dich...

Sternenkind & Sterneneltern

Tot geborene oder kurz nach der Geburt verstorbenen Kinder werden als Sternenkind, Engelskind oder auch Schmetterlingskind bezeichnet.

Der 15. Oktober ist internationaler Tag der Sternenkinder.

Zirka 3000 Kinder werden jährlich in Deutschland still geboren. Sternenkinder-Eltern sind oft so stark von dem Tod des Kindes von Trauer und Schmerz erfüllt, dass sie nach solchen Schicksalsschlägen Hilfe und Unterstützung benötigen.

Für die betroffenen Eltern ist der Tod ein Verlust, der kaum oder gar nicht in Worte zu fassen ist. Die Tatsache, dass ein geliebter Mensch und erst recht ein Kind sterben muss, macht ratlos, hilflos und ohnmächtig. In vielen Fällen bleiben trotz aller Zuwendung und professioneller Versorgung Schuldgefühle bei den hinterbliebenen Eltern zurück. Ein „Versagt-Haben“ Gefühl schwebt in der Luft.

In dieser Zeit ist das Miteinander gehen und füreinander da sein in der engsten Familie besonders wichtig. Die große Verletzlichkeit gibt trotz allem auch wieder neue Kraft.

Dennoch bleibt ein Teil der Verluste für das Umfeld unsichtbar. Für Frauen, die eine Fehlgeburt oder eine Totgeburt erleiden oder die ein Kind, das nach kurzer Erdenzeit stirbt, verabschieden müssen, ist das besonders schwer. Die Außenwelt hat das Kind nicht gespürt, gesehen oder kennengelernt. Deshalb wird es von den Außenstehenden oft nicht als Person wahrgenommen. Und genau aus diesem Grund ist es für sie häufig auch nicht nachvollziehbar, wieso die Mutter so lange trauert.

Diese wiederum muss mit der Bewältigung allein zurechtkommen. Die Trauer und deren Verarbeitung findet innerpsychisch statt, verbunden mit Schuldgefühlen, Gefühlen des Scheiterns und der eigenen Unzulänglichkeiten.

Hier hilft ein Austausch mit gleichgesinnten Müttern oder Eltern in Trauerbegegnungsgruppen. Sie sind nicht allein und werden auch nicht allein gelassen!

Die Zeit der Trauer

Der Umgang mit dem Verlust ist schwer und oftmals ist es notwendig, Hilfe in Anspruch zu nehmen, um wieder zurück in ein alltägliches Leben zu finden, weil es nicht mehr wie früher wird.

Ein plötzlicher Kindstod oder ein späterer Kindsverlust, egal auf welche Art und Weise er passiert, ist das Schlimmste, was Eltern passieren kann. Wenn das eigene Kind vor einem stirbt, wird nichts mehr so sein wie es früher einmal war. Die Situation fällt in den Bereich der erschwerten Trauer und benötigt zusätzliche Unterstützung, Zeit, Geduld und Raum, um den schwer zu begreifenden Albtraum fassen zu können.

Sternenkinder und ihre Sterneneltern

Nichts, gar nichts kann den Schmerz nehmen, wenn man sein Kind verliert. Es gibt Herzräume, es gibt Menschen und Begegnungen, die dafür sorgen, dass man sich nicht gänzlich selbst verliert, wenn die Zeit und die Welt stehen bleiben.

Es ist sehr wichtig sich Informationen und Raum zu nehmen, um mit dem Strudel aus Abschied, Schmerz, Wut, Verzweiflung und dem Nichts das Sternen-Baby als Mutter und Familie ziehen zu lassen.

Nehmen Sie selbst den Druck raus. Es ist kaum zu fassen, was Sie durchleben und Ihre Seele braucht Zeit, damit sie hinterherkommt. Die Realität des Verlustes zu akzeptieren braucht seine Zeit, zumal dies nicht nur auf intellektueller, sondern auch auf emotionaler Ebene geschehen muss.

Viele Familien durchleben während und nach Fehlgeburten, einer Frühgeburt oder Totgeburten neben der Tabuisierung auch eine Traumatisierung und eine Hilflosigkeit. Es ist ein unfassbarer Verlust, der alles zusammen brechen lässt. Oft benötigen betroffene Eltern Monate, bis sie sagen können: Mein Kind ist tot und ich werde nie wieder mit ihm zusammen sein.

Glaube und Unglaube wechseln sich in dieser Zeit oft ab. Die Eltern befinden sich in einem Zustand des gleichzeitigen Wissens und Nichtwissens.

Schuldgefühle, Wut, Traurigkeit, Schmerz, Leere und Stille ziehen in das Leben ein, wo bis eben noch Freude herrschte und verändern es bis tief in den Kern. Was bleibt sind die Erinnerungen, der Platz im Herzen, die Erinnerungsstücke und die Grabstätte.  

Nach einer Gesetzesänderung können seit 2013 auch alle Sternenkinder bestattet werden. Durch die Geburtsurkunde haben die Eltern eine offizielle Bestätigung der Existenz, was ein Anerkennen und eine Würdigung darstellt. Die Beisetzung des Sternenkinds oder der Sternenkinder kann auf einem Sternkinderfriedhof (z.B. in HH-Niendorf, wo auch meine Praxis für Traumatherapie in Hamburg lokalisiert ist) erfolgen. Dort finden die Sterneneltern einen Ort zum Trauern.

Erinnerungen und Rituale
bei der Trauer-Verarbeitung

Nach der Phase der akuten körperlichen und seelischen Trauer um ein Sternenkind kann das verstorbene Kind in ideeller Form in das Leben integriert werden. Das Leben geht weiter, und auch nach seinem Tod wird das Kind immer ein Teil der Familie bleiben. Oft wird die Dankbarkeit für das Kind beschrieben, die glücklichen Stunden und die Hoffnung.

Um Abschied zu nehmen, bedarf es ruhige Momente und Trauerrituale, um mit dem Schmerz umzugehen. Zeugnisse der Existenz und ein Zeugnis, Eltern zu sein, helfen in dieser Situation. Ein weiterer Schritt bei der Trauerbewältigung ist die kreative Selbsthilfe: Sie ist Ausdruck der Seele und für jeden Menschen auf verschiedene Form zugänglich. 

Was sind Sterneneltern

Was nicht in Worte zu fassen ist, kann durch Rituale, Erinnerungen oder in Form von Texten und Gedichten zum Ausdruck gebracht werden. Beim Schreiben, Malen und Gestalten können Gefühle besser zum Ausdruck gebracht werden, die nur schwer in Worte gefasst werden können. Die Betroffenen haben dadurch eine Möglichkeit, Kraft zu schöpfen und dem Alltag zu entfliehen.

Unterstützung gibt es online von Organisationen und im Verein, wo der Austausch und ein Zusammenkommen von Sternenkinder-Familien und Angehörigen möglich ist. Im Sternenzelten – Café oder bei besonderen Rückbildungskursen für Mütter, deren Kinder vor-, während oder nach der Geburt gestorben sind, ist Raum für Gespräche. 

Auch ich bin gerne für Sie da.

Auch Rituale können helfen. Das Aufstellen einer Kerze, das Platzieren eines Stofftiers oder das Aufbewahren von Erinnerungsstücken unterstützen, die Trauer zu verarbeiten. Erinnerungen in Form eines angefertigten Fußabdrucks des Sternenkinds versehen mit dem Namen des Kindes ist ebenfalls eine schöne Möglichkeit, die Sternenkinderin Erinnerung zu behalten. Hier gibt es sehr schöne Geschenkideen, die bei der Trauerbewältigung helfen können.

"Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man nicht durch den Tod verlieren." (J. W. Goethe)

Eine Harvard Child Bereavement Study ergab einen engen Zusammenhang zwischen dem plötzlichen Tod des Ehepartners und den Träumen des überlebenden Partners in den ersten Monaten nach dem Todesfall. Zu träumen, dass die verstorbene Person noch lebt, entspricht dem Wunschdenken und gibt der Psyche die Chance, die Realität des Todes zu betonen.

Freud meinte, wenn man trauere, sähe die Welt arm und leer aus, bei einer Depression dagegen fühle man sich selbst arm und leer. Der Unterschied ist anhand diagnostischer Kriterien möglichst genau einzuschätzen.

Mir ist es wichtig zu sensibilisieren und das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen. Leider weiß ich aus Erfahrung, dass es jeden von uns treffen kann.

Trauer ist Liebe, so lange wir unser Kind lieben, so lange darf uns auch die Trauer um unser Kind begleiten. Ich begleite Sie auf Ihrem Trauerweg mit Mitgefühl und Verständnis. Ich zeige Ihnen einen Raum, wo Sie mit Ihren Gedanken, Ihrer Trauer und Ihren Gefühlen sein können ohne Bewertung und ohne Zeitdruck.

Als ausgebildete Traumatherapeutin und Trauerbegleiterin in Hamburg bin ich gerne für Sie da, wenn Sie professionelle Unterstützung suchen.

Fotos: https://pixabay.com/de/ & Henrike Ortwein

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