Häufig ist heutzutage von einer psychischen Krankheit oder von psychisch kranken Menschen die Rede. Doch was bedeutet es eigentlich, psychisch krank zu sein?
Psychische Erkrankungen sind komplexe Störungen, die sich im Körper, im Denken, im Verhalten und in Wechselbeziehungen mit dem sozialen Umfeld und der Arbeitssituation ausdrücken. Psychisch Kranke leiden unter einer seelischen Störung, die durch krankheitsbedingte Veränderungen das Erleben und Verhalten kennzeichnen. Abweichungen können in der Wahrnehmung, im Denken, dem Fühlen oder auch im Selbstbild (Selbstwahrnehmung) auftreten.
Wie merke ich, dass ich psychisch am Ende bin? Ein nervlicher Zusammenbruch kann durch Symptome wie starkes Weinen und Zittern, aber auch durch Abwesenheit und Teilnahmslosigkeit, gekennzeichnet sein. Die Ursachen dafür können unterschiedlich und vielfältig sein. Auslöser sind nicht selten eine schwere körperliche Erschöpfung, eine gescheiterte Beziehung oder das Zerbrechen einer langandauernden Bindung.
33,3 % Prozent der Bevölkerung weisen auf das Jahr gerechnet eine oder mehrere klinisch bedeutsame psychische Störungen auf. Bundesweit erfüllt mehr als jeder vierte Erwachsene im Zeitraum eines Jahres die Kriterien einer psychischen Erkrankung. Dabei sind die häufigsten Krankheitsbilder Angststörungen, Depressionen, Störungen durch Alkohol- oder Medikamentengebrauch. Eine Psychotherapie kann bei der Erkrankung helfen und den Weg in ein befreites Leben ermöglichen.
Wie Sie psychisch Kranken helfen können
Viele Angehörige grübeln, wie sie besser mit den Erkrankten umgehen können oder ob und was sie falsch gemacht haben. Auch die Frage, ob sie eventuell sogar eine Schuld an der Erkrankung haben, wird häufig von den Angehörigen gestellt.
Stellen Sie sich die Frage: Welche Rolle kann und will ich übernehmen?
Oftmals rutschen Familienangehörige in die Rolle der Krankenschwester, “Hast du deine Medikamente heute schon genommen?” oder in die eines Sozialarbeiters, “Wir müssen unbedingt dieses Formular ausfüllen, sonst gibt es keine Unterstützung!”, oder in die Psychologen-Rolle, “Wie geht es dir heute, du siehst schlecht aus”.
Diese Rollen-Kommunikation kann anstrengend sein und das Miteinander in Ihrer Familie beeinträchtigen und stören. Auch die erkrankte Person weiß manchmal nicht, ob gerade die Mutter oder die Pflegerin vor ihr sitzt.
Sie können “nur” unterstützen
Als Angehörige oder Freunde können Sie die erkrankte Person nur unterstützen, die Verantwortung obliegt immer bei der erkrankten Person selbst. So wie sie üblicherweise zusammengelebt oder Dinge gemeinsam unternommen haben, so kennen Sie sich und so ist es richtig.
Wenn Sie ihr Verhalten ändern wollen, dann besprechen Sie es am besten in einem stabilen Stadium, wenn es der Person besser geht, nicht in einer akuten Phase. Es ist hilfreich, dem psychisch Kranken gut zuzuhören und ihm Zeit zu geben, die Probleme und seine Sicht der Dinge zu erklären. Vermeiden Sie Ratschläge. Zeigen Sie im Gegensatz Verständnis.
Wenn Sie oder eine Person aus Ihrem Umfeld akute Hilfe benötigen, zögern Sie nicht, den Notruf 110 oder 112 zu wählen.
Je besser Sie in sich ruhen und in Ihrer Mitte in Ihrem Selbst sind, desto klarer können Sie miteinander kommunizieren und Ihren Standpunkt vertreten und sich sicher sein, dass Ihr Gegenüber ehrlich mit Ihnen ist. Verständnis für die Sicht und Haltung des anderen kann Wunder bewirken.
Ziel sollten Ruhe und Entspannung sein, Stress wirkt ähnlich wie Kritik. Auch Gefühlsausbrüche sind kontraproduktiv und ein erhöhtes Stressniveau birgt für alle Beteiligten gleichzeitig ein erhöhtes Konfliktpotential. Einfache, klare Botschaften und eine passend übereinstimmende Körpersprache mit “Ich-Botschaften” sollten die Situation beruhigen. Ruhe bewahren, tief durchatmen und für sich sorgen. Um die erkannte Person nicht zu überfordern, sollten Sie Ihre negativen Gefühle mit Freunden besprechen, auf Ihre Bedürfnisse achten und beispielsweise ein Journal oder Tagebuch schreiben. Suchen Sie Hilfe, Ausgleich und Entlastung bei vertrauten Personen oder in der Natur.
Verhalten bei akuten Psychosen
Besonders in akuten psychotischen Phasen kann es schwer sein, miteinander zu kommunizieren, weil die Gesprächsbeteiligten in sehr unterschiedlichen Welten leben. In einer akuten Psychose ist das Wahrnehmen verändert, viele Betroffene sind überzeugt, verfolgt oder abgehört zu werden (Verfolgungswahn), schwer zu erkranken (Erkrankungswahn) oder zu verarmen (Verarmungswahn).
Versuchen Sie die Realität des Betroffenen so zu lassen. Ein Versuch, die Person vom Gegenteil zu überzeugen, kann die Situation verschlimmern, weil der Erkrankte das Vertrauen in Sie verliert oder sich bestätigt sieht, dass man ihm/ihr schaden, sie verfolgen oder abhören will.
Eine psychotische Person, die eine akute Phase durchlebt, lebt in einer anderen für uns kaum nachvollziehbaren Welt. Erlebnisse und Gedanken wie etwa „alle Menschen verfolgen mich“ und „andere können meine Gedanken lesen“, oder „ich stamme vom König ab“, können den Alltag bestimmen.
Glauben Sie mir, es ist nicht möglich, die erkrankte Person zu überzeugen. Stellen Sie sich eine Wiese mit Insekten und einem Igel vor. Die Insekten und der Igel flitzen gemeinsam über die Wiese, aber sie erleben die gleiche Wiese auf völlig unterschiedliche Art und Weise und sind nicht in der Lage ihre Erfahrungen auszutauschen. So können Sie sich Ihre beiden Welten vorstellen.
Im Notfall: Versuchen Sie, zu beruhigen
Psychosen werden als beängstigend und belastend erlebt, weil ihre Welt nicht mehr stimmt. Verständnis und Akzeptanz können helfen, die momentane Situation zu durchleben. Fokussieren Sie Ihre Gespräche auf die gesunden Anteile und sorgen Sie für Ruhe. Reize wie Musik, Lärm, Licht oder Farben werden von psychotischen Menschen oft ungefiltert aufgenommen und führen schnell zu einer Überlastung. Schalten Sie Radio und TV bei Gesprächen aus und setzen Sie sich gemeinsam hin, um für Ihr Gegenüber da zu sein und zu signalisieren, dass Sie die Ängste und Nöte ernst nehmen.
Für Fragen und weitere Informationen kontaktieren Sie mich herzlich gerne!