Triggerwarnung
In diesem Artikel geht es um sexualisierte und sexuelle Gewalt sowie Suizid. Bei manchen Menschen kann dieses Thema negative Reaktionen auslösen. Bitte bleiben Sie achtsam, wenn das bei Ihnen der Fall sein könnte. Lesen Sie den Artikel z.B. gar nicht oder lieber nicht alleine. Hier kommen Sie auf Wunsch zurück zur Artikelübersicht.
Nach einer traumatischen Erfahrung ist nichts mehr so, wie es vorher war. Ohnmacht, Hilflosigkeit und Scham prägen das Leben nach einem sexuellen Missbrauch und der erlebten Übergriffe. Herzrasen, Schwitzen, Übelkeit und innere Unruhe sind bei einem Missbrauchs-Trauma und sexueller Gewalt mögliche Indikatoren. Betroffene wirken häufig teilnahmslos, ziehen sich zurück, verfallen in Überaktivität oder sind sehr unruhig.
Die folgenden Symptome sind besonders typisch bei Opfern von sexueller Gewalt:
Täter und Täterinnen kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten. Jedoch weisen sie einige Gemeinsamkeiten wie beispielsweise das perfekt gelebte Doppelleben, Egoismus, ein egozentrisches Denken und Handeln und teilweise eine gute Impulskontrolle aus. Sie sind selten im psychiatrischen Sinne gestört und haben nach ihren Ansichten keine unrechtmäßigen Dinge getan. Oft handeln und agieren Täter sehr überlegt.
In vielen Fällen besteht eine Abhängigkeit oder eine Beziehung zwischen Täter und Opfer. Daher sind Opfer in der Regel oft Frauen, Kinder, pflegebedürftige (weibliche) Personen und kommen aus der eigenen Familie oder dem näheren Umfeld.
Was bedeutet sexuelle Gewalt?
Eine sexuelle Handlung an einem anderen Menschen ist immer das Berühren der Geschlechtsteile und / oder der unmittelbaren Umgebung. Die Art und Weise des Berührens (Tempo, Kraft, Dauer) und ob die Berührung ober- oder unterhalb der Kleidung stattfindet, ist irrelevant. Sexualbezogene Handlungen sind gemäß § 184 StGB strafbar.
Generell wird zwischen sexueller Gewalt und sexualisierter Gewalt unterschieden. Sexuelle Gewalt ist jede Form der körperlichen Beeinträchtigung einer anderen Person in sexueller Hinsicht und / oder ihrer Androhung. Sexualisierte Gewalt dagegen wird heute verstärkt begrifflich verwendet, um deutlich auf die Gewalt aufmerksam zu machen.
Sexualisierte Gewalthandlungen sind daher nicht rein auf eine Vergewaltigung zu beschränken. Auch das Zeigen oder Versenden anzüglicher Fotos, E-Mails oder von anderen Nachrichten mit sexuellen Inhalten sind Formen von sexualisierter Gewalt.
Eine weitere verbreitete Form von sexuellem Missbrauch und sexueller Belästigung / Nötigung ist der Arbeitsplatz. Bereits verbale Äußerungen reichen hier aus. Begleitet werden solche Äußerungen oft durch kleinste Berührungen, die nach außen harmlos wirken, für die betroffene Person jedoch sehr unangenehm und schlimm sind, weil das bestehende Verhältnis meist nicht auf Augenhöhe ist und das unausgewogene Machtverhältnis ausgenutzt wird, um ein Schweigen zu erzielen.
In den meisten Fällen spielt die Machtdemonstration eine wichtige Rolle. Der Täter nutzt diese aus, um sein Opfer zu demütigen. Auch wenn jedes Jahr zahlreiche Fälle in Deutschland und weltweit angezeigt werden, ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Angst, Scham und Schuldgefühle führen häufig dazu, dass sich Betroffene nicht melden. Sie leiden im Stillen.
Was ist sexueller Missbrauch und
was sind die Folgen?
Eine besondere Form sexueller Handlungen ist die Kindesmisshandlung. Die Misshandlung eines Kindes ist ein Verhalten gegenüber einem Kind, das außerhalb der Norm liegt und ein beträchtliches Risiko für eine körperliche oder seelische Schädigung des Kindes mit sich bringt.
Dabei werden verschiedene Arten von Kindesmisshandlung unterschieden. Zum einen gibt es den körperlichen Missbrauch, sexueller Missbrauch, seelischer Missbrauch und die Vernachlässigung. Übergriffe auf ein Kind führen meistens zu einem Trauma. Auch im Erwachsenenalter sind Erinnerungen an die Kindheit und die damit verbundenen Gewalterfahrungen noch präsent. Der Umgang mit dem Thema Sexualität oder dem eigenen Körper sind oftmals durch den sexuellen Missbrauch in der Kindheit gestört.
Einige Geschehnisse sind zu extrem für unser System, sodass es auch zu Abspaltungen und Erinnerungslücken kommen kann. Diese Dissoziation ist auch als eine Art Schutzmechanismus und als erste Bewältigungsstrategie, zu betrachten. Dissoziation bedeutet abdriften, untertauchen, verschwinden. Das Leben läuft wie im Film ab, der nichts mehr mit Ihnen zu tun hat. Oder Sie haben Erinnerungslücken und wissen, nicht mehr, was in den letzten Stunden passiert ist. Das mag verrückt klingen, ist aber ein Schutzmechanismus des Menschen.
Weitere Folgen des Missbrauchs können sich auf die Psychosomatik auswirken und auch Störungen im Gefühls leben nach sich ziehen. Untersuchung der Umgebung, des Umfeldes und des Leidens des betroffenen Menschen können Verständnis und ein erstes Annehmen oder Realisieren bewirken. Vertrauen, Sicherheit, Raum und Ruhe sind hier von essenzieller Bedeutung, um eine sichere Bindung zwischen dem betroffenen Menschen nach sexuellen Missbrauch und dem Trauma-Therapeuten herzustellen.
Eine behutsame Einleitung in den Missbrauchssachverhalt und geduldiges aktives Zuhören dienen im Umgang mit Kindern und Erwachsenen als Hauptnavigation. Eine detaillierte Schilderung ist nicht notwendig und erwiesenermaßen auf nicht heilend. In der heutigen Traumabehandlung geht man weg von einer detailgetreuen Wiedergabe des Sachverhaltes, um auch eine weitere Traumatisierung auszuschließen. Seien Sie skeptisch und hören Sie auf Ihr Bauchgefühl gegenüber allen Menschen, Bekannten, Freunden, Therapeuten, die Sie drängen oder bedrängen wollen, sich mit Ihrer Lebensgeschichte zu befassen, wenn Sie spüren, dass Sie es eigentlich nicht oder noch nicht wollen.
Sie sind die Expertin / der Experte für sich, weil Sie keiner so gut kennt, wie Sie sich selbst. Machen Sie sich bewusst, dass Sie all die Dinge, die Sie tun, machen, um die Kontrolle zu behalten, um sich, ohne es zu wissen, zu schützen.
WAS SIE ÜBER STRESS UND
TRAUMA WISSEN SOLLTEN
Wissenswert ist, dass bei extremem Stress unser Bewusstsein vernebelt wird. In akuten Stresssituationen waren körpereigene Opiate freigesetzt, die zu einer Art Betäubung oder Erstarrung führen.
Dadurch können wir als Opfer von sexuellem Missbrauch und anderen traumatischen Ereignissen überwältigende Belastungen bei nicht klarem Bewusstsein überstehen, und auch die traumatische Erfahrung nicht exakt erinnern.
Bei anhaltenden Stressreaktionen, z.B. fortgesetzten sexuellen Missbrauch, sind die Stresshormone permanent erhöht. Diese Stresshormone wirken sich ungünstig auf unsere Nervenzellen aus. Es kann zu einer hippocampalen Amnesie kommen, wo keine konkrete Erinnerung an das konkrete Ereignis besteht.
Symptome: Sind Sie traumatisiert?
Für die erfolgreiche Verarbeitung eines Traumas ist es notwendig, dass eine Einordnung des traumatischen Ereignisses in den Gesamtzusammenhang erfolgt. Danach kann sich die Einstellung, "Es ist vorbei, ich habe es überlebt.", entwickeln.
Bei einer nicht geglückten Traumaverarbeitung überwiegt das emotionale Gedächtnis, das sogenannte heiße Gedächtnis, zulasten des autobiografischen Gedächtnisses, dem kalten Gedächtnis.
Symptome wie Angst, Angstschweiß, Kontaktscheue sind Ihnen bekannt? Das können Anzeichen für traumatischen Stress sein. Das sind nur Symptome, keine Beweise, dass Sie unter einer Traumatisierung leiden, aber die Vermutung liegt nahe.
Was tun bei sexueller Gewalt?
Opfer sexueller Gewalt haben verschiedene Möglichkeiten, wie sie Hilfe erfahren können. Es gibt Fonds, finanzielle Hilfen wie das Opferentschädigungsgesetz oder der Fond sexueller Missbrauch. Außerdem können verschiedene Beratungsstellen wie die Opferberatung, Frauenberatungsstellen und der Weiße Ring kontaktiert werden.
Dort erhalten Betroffene Hilfe und Unterstützung. Auch wenn es um das Stellen von Anträgen oder die Beantwortung verschiedener Fragen geht, stehen die Beratungsstellen helfend zur Seite.
Wichtige Telefonnummern, die Sie im Bedarfsfall kontaktieren können, sind:
Bei Verdacht auf eine Kindeswohlgefährdung ist in Deutschland das zuständige Jugendamt der richtige Ansprechpartner. Ein Familiengericht entscheidet in solchen Fällen über weitere, geeignete Maßnahmen.
Falls Sie das Gefühl oder Symptome erkannt haben, dass ein Missbrauch in Ihrem Bekanntenkreis oder innerhalb der Familie vorliegt, versuchen Sie den Betroffenen vorsichtig darauf anzusprechen. Das Vorgehen erfordert viel Einfühlungsvermögen. Auch kann es vorkommen, dass das Gegenüber zunächst nichts von einem möglichen Problem und zum Thema sexuellem Missbrauch wissen möchte. Geben Sie dem Menschen Zeit und drängen Sie ihn nicht.
Häufig sind die Folgen eines Missbrauchs oder nach sexuellen Übergriffen schwerwiegend und es dauert lange, die Geschehnisse ansprechen zu können. Angst kann vorherrschend sein. Leider sind manche dieser Schutzbehauptungen im erwachsenen Leben keine Hilfe, sondern bereiten Probleme. Wenn Sie selbst betroffen sind, respektieren Sie sich und und seien Sie achtsam mit sich. Geben Sie Ihren Schutzmechanismus nicht auf, ohne etwas Besseres zur Verfügung, zu haben.
Wie verarbeiten wir traumatische Erlebnisse und sexuelle Gewalt?
Nach einem sexuellen Missbrauch, ganz gleich, ob die Tat bei einem Kind oder Erwachsenen stattgefunden hat, sind die Betroffenen häufig traumatisiert. Im schlimmsten Fall ist die Entwicklung von Depressionen möglich.
Die Geschehnisse und Beschwerden können mithilfe einer Psychotherapie aufgearbeitet werden. Neben der Tat und den Themen des Übergriffs ist es vor allem wichtig, Aspekte wie die Opfer-Täter Frage zu klären und den Patientinnen zu schildern, dass sie keine Schuld an dem Missbrauch tragen. Als Folge haben vor allem Frauen das Gefühl, selbst für die Vergewaltigung verantwortlich zu sein.
Dabei ist das Vertrauen eine wichtige Voraussetzung und bildet bei allem, was in der Traumatherapie besprochen wird, eine wichtige Grundlage. Sprechen Sie über Ihre Gefühle, Ihre Angst und schildern Sie Ihre Beschwerden. Gemeinsam mit Ihrem Therapeuten können Sie die Erinnerungen an den Missbrauch verarbeiten. Sie lernen, Gefühle zuzulassen und eine neue Sicht zum Thema Sexualität zu erarbeiten. Wenn Ihnen Gefühle Angst machen, Sie schnell überreagieren, sich lange ärgern und Schwierigkeiten haben, mit Ärger und Gefühlen umzugehen, kann dieses Unvermögen ein Anzeichen für eine Traumatisierung sein.
Als Expertin für Traumatherapie berate ich Sie gerne. Sprechen Sie mich an.
Jede dritte Frau...
Frauen und Kinder sind häufig Opfer von Missbrauch und Gewalt, weil sie nach wie vor als schwach und vulnerabel gelten. Aufgrund der tradierten Rollensichtweise erfolgt oft durch explizite oder implizite Transmission eine transgenerationale Weitergabe von Traumatischen Erleben. Diesen Kreislauf zu durchbrechen, ist schwer und nur mit Bewusst machen, hinsehen und professionell - angeleiteter psychotherapeutischer Aufarbeitung verbunden.
Jede dritte Frau erlebt in Ihrem Leben sexuelle Gewalt.
Ich bin vor zwanzig Jahren durch meinen damaligen Vorgesetzten sexuell belästigt worden. Von Vorgesetzten erwarten wir vorbildliches Verhalten, Loyalität, Vertrauen und neben Wissen und Eignung auch einen Schutz vor Diskriminierung und Mobbing. Wenn wir solche einschneidenen Erfahrungen machen müssen, ist es überlebenswichtig sich Unterstützung und professionellen Beistand zu suchen, um zu überleben, das Erlebte zu verarbeiten und zu implementieren.
Fühlen Sie sich schuldig?
Sexueller Missbrauch finden meist im Familienkreis und/ oder durch bekannte Bezugspersonen statt. Die Dunkelziffer ist hoch. Sexueller Missbrauch geschieht in der Familie offen und verdeckt. Für missbrauchte Kinder ist es das Schlimmste, wenn ein oder die Elternteile Täter sind. Die Gewalterfahrungen und das Ausmaß an sexuelle r Gewalt, die die betroffenen Kinder erfahren, sind schwer zu begreifen und haben eine immense zerstörerische Auswirkung auf das Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl und den eigenen Körper der Opfer. Ein Kind, das Opfer sexueller Gewalterfahrungen ist, hat nach dem sexuellen Missbrauch das Gefühl für eine entspannte Kindheit mit kindlicher Neugier, Unbeschwertheit und Urvertrauen ad hoc verloren.
Das Trauma und die Folgen des Missbrauchs können das Leben des betroffenen Kindes zur Hölle werden lassen. Geplagt von Albträumen, Flashbacks, Angst und Verzweiflung kann es zu selbstzerstörerischen Verhalten kommen. Menschen mit Traumafolgestörungen richten Ihre Spannung oft nach innen gegen sich selbst, um sich von außen nichts anmerken zu lassen.
Dadurch kann es zu selbst destruktivem, selbstverletzenden Handlungen und auch zum Selbsttötungswunsch - und versuchen kommen. Haben Sie Suizidgedanken oder einen Selbsttötungsversuch unternommen? Unterstützung finden Sie bei mir oder über die anonyme, kostenfreie Telefonseelsorge.
Falls Sie auf der Suche nach weiteren Informationen zum Thema Missbrauch und Trauma, nicht nur speziell zum Nachteil von Frauen und Kind, sind oder geeignete Literatur benötigen, dürfen Sie mich gerne kontaktieren.
Bin ich verrückt?
Mir ist abschließend wichtig, dass Sie wissen, dass Sie nicht krank oder gar verrückt sind, wenn Sie selbst die beschriebenen Symptome und Verhaltensweisen haben bzw. erleben. Die Symptome sind sicherlich nicht angenehm, dienen Ihnen aber zur Bewältigung und zur Heilung.
Es wäre schön, wenn Sie sich das immer wieder vergegenwärtigen und sich und ihren körperlichen Möglichkeiten vertrauen, sich ein Stück weit, selbst zu heilen. Untersuchungen zeigen, dass ein Drittel der Menschen, die traumatische Erfahrungen gemacht haben, damit im Laufe Ihres Lebens zurechtkommen, ohne zu erkranken. Traumata zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass man sich hilflos und ausgeliefert fühlt.
Daher ist therapeutische Unterstützung auf Augenhöhe wichtig, damit Sie oder die betroffene Person sich angenommen und akzeptiert fühlen kann. Nur so ist ein sich Öffnen und eine behutsame Vorgehensweise möglich. Eine gute Therapie erkennen Sie daran, dass man Ihnen hilft Ihre Probleme zu bewältigen und Ihre Wunden auch mithilfe Ihrer Selbstheilungskräfte zu versorgen und zu heilen. Nehmen Sie sich Ihre Zeit und geben Sie gut auf sich acht. Kontaktieren Sie mich jederzeit, wenn Sie sich professionelle Unterstützung wünschen.
Wenn Ihre Gedanken kreisen und Sie daran denken, sich das Leben zu nehmen, versuchen Sie, mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Das können Freunde oder Verwandte sein, müssen es aber nicht.
Es gibt eine Vielzahl von kostenlosen Hilfsangeboten, bei denen Sie - auch anonym - mit anderen Menschen über Ihre Gedanken sprechen können.
TELEFONSEELSORGE
Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Der Anruf taucht nicht auf der Telefonrechnung auf, ebenso nicht im Einzelverbindungsnachweis.
Die Telefonnummern sind:
0 800 111 0 111
oder
0 800 111 0 222
Muslimisches Seelsorgetelefon
Das muslimische Seelsorgetelefon ist rund um die Uhr unter folgender Telefonnummer erreichbar:
030 44 35 09 821